Unternehmensnachfolge - die Suche nach der Nadel im Heuhaufen!

DIHK, Mitteilung vom 28.11.2013


Immer weniger mittelständische Betriebe in Deutschland finden einen Nachfolger, wenn sich der Senior-Chef zur Ruhe setzt. Dass sich die demografische Entwicklung negativ auf die Nachfolgesuche auswirkt, belegt der aktuelle DIHK-Nachfolgereport. Er basiert auf Antworten von 20.000 Senior-Unternehmern und potenziellen Unternehmern, die die IHKs in der persönlichen Beratung, in Seminaren und auf Nachfolgetagen informiert und unterstützt haben. Die Politik kann ihrerseits die Voraussetzungen für einen gelungenen Generationswechsel verbessern.

Die IHKs haben im Jahr 2012 rund 14 Prozent mehr Senior-Unternehmer als im Vorjahr zur Nachfolge beraten - aber 14 Prozent weniger Existenzgründer, die einen Betrieb übernehmen wollten. Kamen im Jahr 2010 auf jeden beratenen Alt-Inhaber noch 1,6 Kandidaten, so ist diese Relation auf rund 1 gesunken - der geringste Wert seit erstmaliger Erhebung im Jahr 2007. Besonders stark ist die Zahl Rat suchender Senior-Unternehmer im Osten gestiegen - um 18 Prozent.

Bis zum Jahr 2025 wird es rund sechs Millionen weniger erwerbsfähige Personen geben - damit sinkt dann auch das Potenzial für eine Unternehmensnachfolge. Weitere Hürden für das Zusammenfinden von Inhabern und Übernehmern sind eine hohe emotionale Bindung des Inhabers an sein Lebenswerk, unterschiedliche Preisvorstellungen, eine zu späte Vorbereitung auf die Nachfolge sowie seitens der Existenzgründer Qualifikationsdefizite und unterschätzte Anforderungen an eine Betriebsübernahme. Insgesamt finden nach IHK-Erfahrungen 40 Prozent der Senior-Unternehmen nicht den passenden neuen Chef und sogar 46 Prozent der potenziellen Übernehmer nicht das passende Unternehmen.

Nach 56 Prozent im Vorjahr haben derzeit noch 48 Prozent der übernahmeinteressierten Existenzgründer Schwierigkeiten, die Übernahme des Unternehmens zu finanzieren. Die Finanzierung bleibt trotz dieses Rückgangs das größte Hemmnis aufseiten der Existenzgründer.

Jeder 5. Senior-Unternehmer in der IHK-Nachfolgeberatung leitet einen Industriebetrieb. Doch nur jeder 16. Existenzgründer, der sich von der IHK beraten lässt, sieht in der Industrie seine Zukunft. Vielfach schreckt der hohe Kapitalbedarf ab. Zudem fehlen oft das nötige technische Know-how und die Branchenkenntnis. Auch im Handel und bei Hotels und Gaststätten gestaltet sich die Nachfolgersuche schwierig. Der Investitionsbedarf ist oft hoch, während der harte Wettbewerbsdruck die Margen drückt. Das schreckt viele potenzielle Übernehmer ab.

Finden selbst gesunde Betriebe keinen Nachfolger, droht in der Region der Verlust der gewachsenen mittelständischen Struktur. Die Folge: Die Attraktivität der Region als Wirtschafts- und Wohnort nimmt Schaden. Die Erbschaftsteuer erschwert jede fünfte Unternehmensnachfolge. Im Südwesten sieht sogar fast jeder dritte Alt-Inhaber den Übergang in Gefahr. Doch gerade in dieser Region sind viele familiengeführte innovative "Hidden Champions" beheimatet. Zudem müssen Hürden für die Beteiligungsfinanzierung von Unternehmensnachfolgen abgebaut werden. Denn Fremdkapital wird schwieriger zu erhalten sein, wenn neue Regeln für die Finanzmärkte wie etwa Basel III in Kraft treten. Notwendig sind ein rechtssicherer gesetzlicher Rahmen für Investoren und bessere steuerliche Verlustverrechnungsmöglichkeiten.

Quelle: DIHK